Geschichte

Die Geschichte der Feuerwehr Alzey
seit mehr als 200 Jahren - 365 Tage im Jahr
„Da man die Feuersprize der Gemeinde Alzei wieder zu repariren, und in einen vollkomenen Zustand zu sezen gesucht hat, so ist es nothwendig... eine sogenannte Feuer Compagnie zu errichten ... (um) die Feuersprize und die dazugehörigen Instrumente zu vißitiren ... und bei einem allenfals ausbrechenden Brande das ganze Geschäft der Feuersprize zu dirigieren.“

So heißt es in der Niederschrift des Agentschaftsregisters vom 10. September 1799, eingetragen vom Gemeindeagenten Peter Bretsch, der damit die Gründung der ersten Alzeyer Feuerwehr dokumentiert hat. Neben verschiedenen anderen Beweggründen stand also der technische Fortschritt in Gestalt der „Feuersprize“ Pate bei der “Taufe“ der Alzeyer Feuerwehr. Anders als die bis dahin gebräuchlichen Feuereimer, Leitern und Einreißwerkzeuge musste eine „Feuersprize“ fachmännisch gewartet und eingesetzt werden. Dazu brauchte man entsprechend geschultes Personal, gefragt war der technisch versierte Spezialist. Nach diesem ersten Schritt war die weitere Entwicklung vorgezeichnet. Seither blieb der Grundsatz von der, ständigen Anpassung der Löschgeräte an den jeweiligen technischen Standard‘ in allen Alzeyer Wehren bis heute lebendig.
Es lag auf der Hand, dass die 1799 gebildeten Löschgemeinschaften aus technisch interessierten Freiwilligen schon aus eigenem Antrieb ständig darauf bedacht war, im Einsatzfall mit dem bestmöglichen Gerät anzutreten. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass sich die Wehrmänner von 1799 bis heute stets um eine Verbesserung und Erneuerung ihrer Ausrüstung bemüht haben.
Wichtigstes Löschgerät blieb bis weit in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts der lederne Feuereimer. Zunächst musste jeder Bürger 2 Ledereimer beschaffen. 1834 gab es in Alzey 322 lederne Feuereimer, die Anschaffungskosten trug nunmehr schon die Gemeinde.
Und dann gab es seit Ende des 18. Jahrhunderts die schon erwähnte "Feuersprize". Es handelte sich dabei um eine große Feuerspritze auf Rädern mit kurzen Lederschläuchen. Der mit dieser Pumpe erzeugte Wasserstrahl reichte 30 Meter weit. Nach und nach folgten dieser ersten Spritze weitere und im Jahre 1864 besaß die Alzeyer Wehr bereits vier davon, darunter eine für die damaligen Verhältnisse sehr moderne, die von der Aachen-Münchener Versicherung für 1.000 Gulden gestiftet war. Bis 1892 wurde die Ausrüstung weiter verbessert und zu drei modernen Spritzen gab es eine Hydrantenabteilung mit zwei Schlauchwagen. Daneben hatte man immer noch die hergebrachten Eimer und Wagen für den Wassertransport, das in großen Bütten zur BrandsteIle transportiert wurde.
Der nächste und für die weitere Entwicklung entscheidende Schritt war die Anschaffung von Feuerwehrautos rund 40 Jahre später. Die Idee, sich ein Feuerwehrauto zusammenzubasteln, hatte Oberbrandmeister Stöckel. Man kaufte im Jahre 1934 für 200,00 Mark einen gebrauchten Lieferwagen, der nach Plänen von Stöckel und in freiwilliger Arbeit von Feuerwehrleuten umgebaut wurde. Am 21. September 1934 konnte das Fahrzeug vorgeführt werden. Der Stadt Alzey entstanden mit Ausnahme der Leiter keine Kosten für das Fahrzeug. Der Umbau kostete mit Material 185,00 Mark, so dass man für 385,00 Mark ein für damalige Verhältnisse perfektes Feuerwehrauto hatte. Mit diesem Fahrzeug war die Wehr in der Lage, jeden Brand schnell und ordnungsgemäß zu bekämpfen. Das Fahrzeug war sowohl Mannschaftswagen als auch Motorspritze.
Später kaufte die Wehr ebenfalls aus eigenen Mitteln ein weiteres Fahrzeug. Nachdem die Stadtverwaltung eine weitere Motorspritze angeschafft hatte, besaß die Freiwillige Feuerwehr mit den beiden Wagen einen kompletten motorisierten Löschzug. Anfang der 40er Jahre erhielt die Wehr ein motorisiertes Löschgruppenfahrzeug, einen LF 8 und zwei weitere Motorspritzen. Auch Bekleidung, Ausrüstungsgegenstände und Schläuche wurden beschafft. Am 1. August 1944 wurde die Bereitschaft Alzey gebildet, die aus zwei LF 15 und zwei LF 8 bestand. Als sich die Alliierten Alzey näherten, brachte die Feuerwehr die Fahrzeuge mit ihrer Besatzung in die Töngesmühle. Durch diese Maßnahme war es gelungen, die Alzeyer Fahrzeuge und Geräte vollständig zu erhalten. Nach dem Krieg begann man mit der Übernahme einer Vielzahl von neuen Aufgaben ein rasanter Aufbau des Fahrzeug- und Geräteparks. In der zweiten Hälfte des 20. bis hin zu den ersten Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts wandelte sich die Feuerwehr durch die neuen Gefahren und Aufgaben denen sie begegnen musste in einem Maß, welches bis dahin nicht für möglich gehalten wurde. Bis zu dieser Zeit war die Feuerwehr auf ihre ureigenste Aufgabe, nämlich das Bekämpfen von Bränden, ausgerichtet. Die rasante Entwicklung Deutschlands und der Gesellschaft durch das Wirtschaftswunder zu Beginn der Fünfzigerjahre, spiegelte sich auch in Alzey und ihrer Feuerwehr wieder. Fuhr man im Jahr 1959 noch zu 12 Einsätzen, so waren es im Jahr 2018 schon 285.

Die Einsatzfahrzeuge wurden zahlreicher und immer spezialisierter. Kostete das erste Alzeyer Feuerwehrauto im Jahr 1934 noch 385,00 Reichsmark (ca. 3 Monatsgehälter eines Facharbeiters), was dem heuten Wert von 92 Euro entspricht, so schlagen 2019 für ein HLF 20 rund 340.000 Euro zu Buche.
Der einfachen Leiter, als Jahrhunderte lang gleichgebliebenes Rettungs- und Angriffswerkzeug, folgten mechanische Anhängeleitern, welche noch mit Muskelkraft bedient werden mussten und auf Rettungshöhen von maximal 15-17 m kamen. Die heutige Drehleiter ist computergesteuert und kann Menschen aus über 30 m Höhe retten. Tanklöschfahrzeuge machen eine schnelle, vom Hydrantennetz unabhängige Löschwasserversorgung, auch an entlegenen Einsatzstellen möglich. Die Umwelt konnte ab den 60er Jahren vor den Gefahren auslaufenden Öls und anderer Chemikalien mit einem ersten Ölwehrfahrzeug geschützt werden, ihm folgten ab den 80er Jahren die ersten Fahrzeuge des Gefahrstoffzuges des Landkreises Alzey-Worms, welche heute auf speziellen Wechsellader Fahrzeugen basieren. Der zunehmende Verkehr führte zu immer mehr und vor allem schwereren Verkehrsunfällen. Hier vollzog sich die Entwicklung vom einfachen Unfall- Hilfswagen, zum heutigen hochkomplexen Rüstwagen mit Kran. Musste man sich als Einsatzleiter für eine Lagemeldung in den 60er und 70er Jahren noch ein Telefon suchen oder einen Kradmelder auf einem Motorrad losschicken, welches später durch einen einfachen PKW mit Funk ersetzt wurde, so hat man im heutigen Digitalzeitalter ein Einsatzleitfahrzeug mit Fax, Funk, Internet und Telefon zur Verfügung.

Diese Entwicklung schreitet auch in Zukunft weiter voran und verlangt immer mehr Zusammenarbeit der Feuerwehren und der anderen Hilfsorganisationen, um den komplexen Gefahren für die Bevölkerung wirksam entgegen zu treten. Bei allem Fortschritt bleibt aber eines immer gleich: der Mensch in der Uniform. Er macht die Arbeit, bedient die Fahrzeuge und geht, wenn es sein muss, für andere durchs Feuer. Daher soll die neue Feuerwache nicht nur das Heim für die Alzeyer Feuerwehr sein, es soll auch bessere Bedingungen für die Ausbildung bieten und zu einer offenen Begegnungsstätte für die Rettungskräfte des Landkreises werden.
Share by: